Soll ich Milchprodukte essen oder meiden? Ein Faktencheck
- madeleine.fuchs
- 6. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Was die Wissenschaft sagt
Immer wieder stehen Milch und Milchprodukte in der Kritik – sie sollen Entzündungen fördern, zu einer Gewichtszunahme führen oder Schleim im Körper bilden. Doch aktuelle Studien zeigen ein deutlich positiveres Bild. Bei gesunden Menschen wirken Milchprodukte nicht proentzündlich. Bei Personen mit Stoffwechselproblemen können sie sogar leicht entzündungshemmende Effekte haben. Nur bei echten Allergien sind immunologische Reaktionen eindeutig nachweisbar.
Auch die oft empfohlene Umstellung auf fettreduzierte Milchprodukte hat keine klare wissenschaftliche Grundlage. Wer fettreduzierte Produkte isst, fühlt sich weniger gesättigt und greift deshalb oft zu grösseren Mengen. Das steigert wieder den Energiegehalt. Untersuchungen zeigen, dass Vollfettprodukte keinen nachweisbar negativen Einfluss auf die Gesundheit haben. Ein moderater Konsum, etwa 40 g Käse pro Tag, wird sogar mit einem geringeren Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht.
Das oft zitierte Argument, Milch „verschleimt“, konnte wissenschaftlich nicht bestätigt werden. Das Gefühl entsteht meist durch die cremige Konsistenz – nicht durch eine echte Schleimbildung im Körper.
Wann es zu Beschwerden kommt
Beschwerden nach dem Milchverzehr haben meist unterschiedliche Ursachen, von denen die beiden ersten medizinisch nachweisbar sind:
Laktoseintoleranz: Enzymmangel führt zu Blähungen, Bauchschmerzen oder Durchfall.
Kuhmilchallergie: Eine immunologisch bedingte, oft systemische Reaktion, meist im Kindesalter.
Unverträglichkeiten sind hingegen oft unspezifisch, haben individuell verschiedene Symptome und sind nicht immer klar reproduzierbar. Trotzdem beeinflussen sie das Wohlbefinden.
Wertvoller Bestandteil im Alltag
Milch liefert hochwertiges Protein mit allen essenziellen Aminosäuren. Diese sind wichtig für Muskelaufbau, Gewebereparatur und Enzymbildung.
Milch liefert wichtige Vitamine (u.a. A, B6, B12) und Kalzium. Damit leistet sie einen wichtigen Beitrag für die Knochen- und Zahngesundheit.
Fermentierte Milchprodukte wie Joghurt, Quark oder Kefir sind oft leichter verträglich und unterstützen die Darmflora. Es gibt sogar Hinweise, dass sie einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht haben. Die Fermentation verbessert ausserdem die Verdaulichkeit, besonders die von Eiweissen.
Und kulinarisch? Milchprodukte sind sättigende und energieliefernde Alleskönner. Dank der geschmacklichen Vielfalt lassen sie sich zum Frühstück, als Zwischenmahlzeit, zu jeglichen Gerichten oder als Dessert geniessen.
Empfehlung
Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung SGE empfiehlt 2–3 Portionen Milchprodukte pro Tag. 1 Portion Milch bedeutet:
1 Glas Milch (2 dl) à als warme Milch, Kakao, Shake oder Latte macchiato
1 Becher Joghurt (150–180 g) à egal ob Skyr oder Naturjoghurt
200 g Quark oder Hüttenkäse à passt gut zu Kartoffeln
30 g Hartkäse oder 60 g Weichkäse à als Zwischenmahlzeit, im Salat oder auf überbackenen Speisen
Fazit
Milch und Milchprodukte sind sehr hochwertige Lebensmittel, die im Alltag einen wichtigen Beitrag zu einer ausgewogenen Ernährung leisten können. Neben der konsumierten Menge können auch der Zeitpunkt des Konsums, die Art des Produkts und das individuelle Essverhalten die Verträglichkeit beeinflussen. Auf Milchprodukte vollkommen zu verzichten, kann zu Nährstoffdefiziten führen, die durch andere Quellen ausgeglichen werden müssen. Wenn keine Milchprodukte konsumiert werden, lohnt sich eine individuell abgestimmte, evidenzbasierte und professionelle Ernährungsberatung.
Quellen:
Bartley, J., & McGlashan, S. R. (2010). Does milk increase mucus production?. Medical hypotheses, 74(4), 732–734. https://doi.org/10.1016/j.mehy.2009.10.044
Tagliamonte, S., et al. (2023). Milk protein digestion and the gut microbiome influence gastrointestinal discomfort after cow milk consumption in healthy subjects. Food research international (Ottawa, Ont.), 170, 112953. https://doi.org/10.1016/j.foodres.2023.112953
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